Das Wesentliche für einen Fotografen ist sein Gespür für den richtigen Moment, doch auch dieses kann er nur dann wirklich nutzen, wenn er die
Kamera besitzt. Aus diesem Grund investieren wir prinzipiell in
hochwertiges und qualitativ erstklassiges Equipment, denn auch wenn sich
gewisse Einschränkungen noch durch Können und Erfahrung kompensieren
lassen, sind erstklassige Aufnahmen nur bei entsprechender Ausrüstung
möglich. Objektive spielen naturgemäß in der Fotografie und beim Film
eine bedeutende Rolle - wir haben lange mit unterschiedlichen Modellen
experimentiert, bevor wir zu unserer derzeitigen Konfiguration gefunden
haben. Die - soviel können wir gleich verraten - beinhaltet nicht nur
kein Canon EF 24-70mm mehr, sondern prinzipiell kein Zoomobjektiv.
Unsere Erfahrungen mit Festbrennweiten haben uns gelehrt, dass diese in
den entscheidenden Kriterien einem Zoom immer überlegen sind.
Doch nun zu einem Modell, dem wir eigentlich mit großer Spannung und
hohen Erwartungen entgegengeblickt haben: das EF 24-70mm f/2.8L II gilt
als eines der besten Objektive, die auf dem Markt zu haben sind. Wir
haben bereits mit dem Erstling gearbeitet und uns nach kurzer Bedenkzeit
dazu entschlossen, einen Versuch zu wagen. Leider ist es dann auch bei
dem Versuch geblieben, denn auch wenn das Objektiv in Verbindung mit
einer Canon 5d Mark 3 der macht - überzeugen konnte es uns nicht. Das beginnt bereits bei dem verwendeten Material. Statt
auf Metall setzt Canon bei dem Nachfolger sowohl für das Gehäuse als
auch für das Filtergewinde auf Kunststoff, um Gewicht zu sparen. Zudem
verbreitert sich das Gewinde von 77 auf 82 mm. In der Tat ist das
Objektiv auch fast 100 Gramm leichter als der Vorgänger - doch der Preis
dafür ist hoch. Rein subjektiv haben ich und meine Kollegen gerne ein
wenig mehr Gewicht in der Hand gehabt, hatten dafür aber ein deutlich
hochwertigeres Gefühl und ein Gehäuse, auf das wir uneingeschränkt
vertrauen konnten. Als Wedding Photograph
benutzen wir unsere Apparate fast täglich und sehr viel Freihand und wissen
deshalb auch sehr genau, dass am Ende eines langen Tages jedes Gramm
Gewicht zählt - das ist fast so wie bei einer Diät. Aber trotzdem darf
eine Einsparung nicht zulasten der Qualität gehen, in diesem Fall tut
sie es für uns leider.
Das ist ein eher subjektiver Eindruck - es gibt ebenfalls objektive
Gründe, warum uns das EF II nicht überzeugen konnte. Da ist z. B. die
Tatsache, dass uns das Objektiv wunderbare Fotos geliefert hat -
allerdings nur in den Brennweiten zwischen 50 und 70 mm. Unter 50 mm
aber war das Ergebnis immer noch sehr gut, mitunter auch beachtlich,
aber auch nicht besser als vergleichbare Modelle. Wir haben mit dem
Vorgänger sogar bessere Resultate erzielen können - weshalb wir dann auf
das neuere Modell umsteigen sollten, erschließt sich uns bei besten
Willen nicht. Es wurde bisweilen schon von Kunden moniert, das die
Qualitätsstreuung bei dieser Serie offenbar sehr groß ausgefallen ist -
wir haben deshalb unsere Versuche auch noch einmal mit einem weiteren
Exemplar wiederholt, das wir uns von befreundeten Kollegen ausgeliehen
haben - mit demselben Ergebnis. Auf Nachfragen wurde uns unser Eindruck
auch von anderen Fotografen bestätigt. Als ob das noch nicht schlimm
genug wäre, kommt noch ein weiterer Umstand hinzu, der gerade uns in der
Tätigkeit als Hochzeitsvideograf
und -grafin das Leben erschwert hat. Selbst bei unveränderter Blende sind die Aufnahmen dunkler als in der Kombination Mark 3 und dem ersten EF
24-70mm. Weshalb das so ist kann ich jedoch nicht sagen.
Einen der größten und entscheidendsten Kritikpunkte haben wir uns jedoch
explizit für das Ende aufgehoben: der in unseren Augen überteuerte
Preis. Angesichts der Tatsache, dass keine deutlichen Verbesserungen
oder einschneidenden Veränderungen gegenüber seinem Vorgänger
festzustellen sind, fragen wir uns schon, wie eine Verdopplung des
ehemailgen Listenpreises zu begründen ist. Dazu ist negativ anzumerken,
dass das Objektiv über keinen eigenen Bildstabilisator verfügt - bei
anderen professionellen Modellen ist dies bereits in niedrigeren
Preisklassen selbstverständlich. Es gibt durchaus Fotografen, die
bewusst auf einen Bildstabilisator verzichten und denen damit überaus
respektable Aufnahmen gelingen. Doch wer darauf besteht, kann diesen
auch einfach abschalten - bei Stativaufnahmen ist dies ohnehin ratsam -
wir hätten uns in einigen Situationen durchaus einen gewünscht.
Aus allen diesen Gründen erscheint uns ein Umstieg von dem EF auf das EF
II nicht sinnvoll - das entsprechende Geld sollte lieber in anderes,
nützliches Zubehör investiert werden. Wir selbst haben uns aufgrund
unserer Erfahrungen - wie bereits anfangs erwähnt - von beiden
Objektiven getrennt. Wirklich schwer ist uns der Abschied nicht
gefallen, stattdessen arbeiten wir wieder mit Festbrennweiten, die eine
deutlich bessere Optik und eine höhere Lichtempfindlichkeit aufweisen.
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